A member of the PEN Club, Hans-Michael Speier is a poet, translator, and literary scholar living in Berlin. He taught at the Free University of Berlin and the University at Leipzig. He also taught in the USA at Dartmouth College, the University of Cincinnati, Miama University in Ohio, and Middlebury College. In addition to having published a number of anthologies and translated modern English, French, and Italian poetry, he is the founding editor of Park. Zeitschrift für neue Literatur and the Paul-Celan-Jahrbuch.

His own lyric poetry has appeared in eight volumes and over 40 anthologies and has been translated into ten languages. In 2007 he received the Schiller Award. He was awarded the “Literaturpreis der A und A Kulturstiftung” in Spring 2011.

A list of his publications includes:

Traumschaum (poems), Berlin 1978
Die Ästhetik Jean Pauls, Frankfurt/M. 1979
Kaum U… (poems), Krefeld 1981
En un lieu toujours autre (poems), Paris 1983
Eisgang (poems, drawings by Christa v. Baum), Krefeld 1986
Im Übersetzen leben, Tübingen 1986
Berlin! Berlin! Lyrik-Anthologie (poetry anthology), Stuttgart 1987
Poesie der Metropole, Berlin 1990
Die Akribie der Zärtlichkeit (poems), Potsdam 1995
Berlin mit deinen frechen Feuern (poetry anthologie), 1997
Mitlesebuch (choice of poems), Berlin 1998
Interpretationen von Gedichten Paul Celans (Reclam), Stuttgart 2002
scherbenschnitte (poems), Berlin 1999
wüste pfade (poems), Berlin 2004
welt/raum/reisen (poems), Berlin 2007

Verreiste Wörter

Von der tiefsten deutschen Provinz nach Berlin, über die großen alten Städte Europas bis nach Buenos Aires oder in die mexikanische Wüste führen uns die poetischen Erkundungen des Lyrikers und Weltreisenden Michael Speier. Im Dialog mit uns und einem geliebten Du ertasten seine Gedichte mit flimmernder Sprache, lässiger Wortgewalt und einer kräftigen Prise wehmütiger Ironie die Räume und Zeiten, die das lyrische Ich durchstreift. Namen für das Unbenannte finden und erfinden, sich die Welt nicht be- sondern erschreiben, die gegenseitig prägenden Zusammenhänge zwischen Reisendem und Welt in Worte fassen – das ist die Arbeit des Dichters, der uns auf diese Weise die Welt zeigt, wie wir sie auf einem Foto oder in einem Film nie zu Gesicht bekämen. So erfahren wir unter anderem „von verreisten wörtern“ und „wissenswertes über wolken“ (transatlantic), von „vulkanischen flügen“ (teotihuacán) oder dem „gott der gleichmut und der wolle“ (quasi non possidentes). Speiers Sprache nimmt den Rhythmus, nimmt die Farben und Stimmungen verschiedenster Orte und Momente auf und lässt sie gewissermaßen selbst den Text formen, gewürzt mit Assoziationen und Reflexionen des Betrachters. So entsteht eine Sammlung von unterschiedlichsten Formen und, man könnte sagen: Geschmacksrichtungen. Das überrascht immer wieder neu und immer wieder tauchen Wendungen auf, die man anstreichen will, um sie sich zu merken. Mitten in der Fremde kommt man zu sich „mit frischen kranzgefäßen querst du die kreuzung/ selber nichts als eine vorübergehende/ anordnung von molekülen“ (der himmel über meadville) „und wieder emilia/ galotti nicht gesehn dafür dich“ (teotihuacán). Denn „man begegnet sich/ aber selbst“, es ist „die ringbahn, der epische faden“, wie es in dem herausragenden Gedicht ringbahn berlin heißt.

Speier gehört gewissermaßen zu den Altmeistern der Berliner Gegenwartslyrik. „welt raum reisen“ ist, neben zahllosen Essays, Herausgaben und Übersetzungen, sein achter Gedichtband und das von ihm verlegte Lyrikmagazin „Park“ erscheint (zuletzt im November 2007) im 29. Jahrgang. Speier macht mit seinen Gedichten, diesen sprachlichen Energiebündeln, jenen „verwunschenheitszustand“ (ringbahn berlin) bewusst, mit dem wir durch die Welt gehen, ohne dass er jemals auf unseren Fotos, in den Zeitungen und Internetportalen sichtbar würde. „Die Herausforderung ist, sich verändern zu lassen.“ schreibt Ulrike Draesner im Vorwort zu diesem Band. Genau dies ist das Abenteuer, das Speiers Texte uns durchleben lassen. Seine souveräne Sprache verspricht Genuss und geistigen Zugewinn, aber ein bisschen Mühe machen die Gedichte schon. Wie eine Reise, von der man erschöpft, aber glücklich wiederkehrt.     (Text: Martin Jankowski)